Neues Agroforstsystem auf der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle in Rheinland-Pfalz gepflanzt

Moderne Agroforstsysteme können in Deutschland erst seit 2023 im Flächenverzeichnis der landwirtschaftlichen Betriebe angemeldet werden. Das Potenzial der Agroforstwirtschaft, besonders in Zeiten des Klimawandels mit extremen Wetterereignissen wie Dürre und Starkregen, ist enorm. Für die Landwirtschaft ist es entscheidend, die Ertragsfähigkeit der Nutzflächen zu erhalten. Allerdings ist das Wissen über Agroforstwirtschaft, insbesondere in der Praxis und Ausbildung, noch sehr begrenzt. Aus diesem Grund haben sich mehrere Partner in zwei Projekten zusammengeschlossen, um gemeinsam einen Demonstrations- und Versuchsstandort für Agroforstwirtschaft auf der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle zu etablieren.

Im Rahmen des EU-LIFE Projekts ZENAPA, unter der Leitung des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS), wurde am 2. und 3. April 2025 auf 26 ha ein Agroforstsystem mit ca. 2 ha Gehölzfläche gepflanzt. Dies ist das Ergebnis eines Kooperationsvorhabens zwischen dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald und der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle. Die Pflanzung wurden von der Firma Lignovis GmbH durchgeführt.

Die Planung und fachliche Begleitung der Pflanzung wurde durch das FNR-Projekt AGROfloW, am IfaS in Abstimmung mit allen beteiligten Projektpartnern realisiert. Damit wird der Grundstein gelegt, das Agroforstsystem über den Zeitraum von ZENAPA hinaus zu untersuchen und im Praxiskontext zu beforschen.

Das Agroforstsystem mit 3082 Bäumen ist im Ergebnis ein auf die Ausstattung und Anforderungen der Versuchsanstalt abgestimmtes Mehrnutzungssystem mit einem klaren Forschungs- und Bildungsauftrag: Zum einen erbringt es Ökosystemleistungen, produziert Rohstoffe und kommt der Biodiversität zugute. Zum anderen wird das System als Anschauungs- und Lehrobjekt der Lehr- und Versuchsanstalt genutzt, das künftigen Generationen von Landwirtinnen und Landwirten die Vorzüge und Anforderungen solcher Systeme für den Erhalt und die Sicherung der Ertragsfähigkeit auf Ackerstandorten zeigen kann.

Die Ökosystemleistungen der Bäume wie Schutz vor Wind, vor oberflächlich abfließendem Wasser bei starken Niederschlägen und vor der daraus resultierenden Erosionsgefahr helfen den Standort in Mittelgebirgslage zu erhalten. Erzeugt werden auf der produktionsintegrierten Gehölzfläche mit fünf verschiedenen Hybridpappelarten Energieholz für die auf dem Hof entstehende Biomasseheizung, sowie neun verschiedene hochwertige Laubhölzer für zukünftige Generationen, die sowohl mit Hinblick auf heimische Arten als auch für die möglichen klimatischen Änderungen in der Zukunft ausgewählt wurden. Die gepflanzten Wertholzarten umfassen: Baumhasel (Corylus colurna), Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Echte Mehlbeere (Sorbus Aria), Elsbeere (Sorbus torminalis), Flaumeiche (Quercus pubescens), Traubeneiche (Quercus petraea), Vogelkirsche (Prunus avium), Winterlinde (Tilia cordata) und Zerreiche (Quercus cerris).

Die Gehölze sowie die Fläche um die Gehölze selbst bieten eine Steigerung der Biodiversität und mehrjährige Blühaspekte. Weiterhin wird das System im Rahmen von AGROfloW und folgenden Projekten mit Sensoren ausgestattet, sodass langfristige Effekte ermittelt und – auf dieser Grundlage – zukünftige Anlagen noch stärker optimiert geplant werden können.

©Fotos: IfaS

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